Werbung. Macht. Geld.

Der Niedergang einer ganzen Branche: noch vor 30 Jahren galt die Werbebranche als reich und krisenfest.
Werber waren die Typen, die Porsche fuhren und Kohle ohne Ende hatten.
So etwa, wie das Beigbeder In seinem Roman 39,90 beschrieben hat.
Doch die Zeiten haben sich geändert:
Die Werbebranche, einst VorzeigeBranche, ist auf den Hund gekommen!
Wo früher hochbezahlte Creative tolle Kampagnen und witzige Werbung konzipierten, um sich dafür anschließen selbst zu feiern und in Cannes goldene Löwen zu verteilen, fristen heutzutage nur noch mies bezahlte Mediengestalter ihr trostloses Dasein oder jagen sich Freiberufler gegenseitig die wenigen Aufträge ab, die es noch gibt. Und nehmen am Unterbietungswettbewerb teil.

Werbeagentur – bei diesem Begriff poppt vielen das Dollarzeichen in den Augen auf. Glitzernde Welt der Models, der Kreativen und des großen Geldes.

Fotoshootings auf Hawaii, Brainstroming bei Dom Perignon und Malossol-Kaviar. Präsentation beim angesagtesten Multi, der einem den Super-Etat nachschmeißt. Lieblingssong: »Der Mann mit dem Koks ist da«. Beigbeders »39,90« lässt grüßen und die Welt liegt dir zu Füßen.

Dass es eher dröge als mit Drogen zugehen kann, dass man eher pleite ist als reich, zeigt dieser Roman.

M. Steinmann, ein alter Hase der Werbung, erzählt seine Geschichte ungeschönt und brutal. Aufstieg und Fall einer Werbeagentur, Niedergang der Branche, porschefahrende Schaumschläger, Soziopathen im Minutentakt, angezogen vom Licht des Scheins, Learning by Leiding.

Ein Roman zwischen Humor und Thrill, Tumor und Hill etc. etc. Das Positive? 30 Jahre knappes Überleben unter dem materiellen Maximum. Und wir hatten uns doch so viel vorgenommen!

„Diese Sache mit dem Vertrag. Da dachte ich zuerst: Endlich macht er es mal richtig! Aber dann … Ich hätte ihm eine kleben können!“

Warum Sie dieses Buch lesen müssen:

Wenn Sie wissen wollen, wie es in der Werbebranche tatsächlich zugeht und einmal hinter die ganzen Mythen blicken wollen, die uns laufen aufgetischt werden!

Es ist ein Mix aus Wirtschaftsroman, Komödie, Zynischem Spiel, Psychologischem Thriller, Drama, Skandal-Roman – atemlos wird man hin- und hergerissen: Alle Gefühle, von Angst, Wut und Traurigkeit bis hin zu Mitgefühl oder Freude und Heiterkeit stellen sich ein.

Leseproben:

Der schönste und gleichzeitig schlimmste Tag meiner Karriere begann recht unspektakulär: Ich fuhr zum Flughafen Düsseldorf. Von dort aus ging es mit der Swiss-Air nach Basel. Eigentlich war es ein schöner Tag: Blauer Himmel über Düsseldorf, blauer Himmel während des Flugs und blauer Himmel über Basel. Der Taxifahrer brachte mich zu meinem Hotel, denn damals hatte ich noch Geld genug, um mir in solchen Fällen Taxis zu leisten (heutzutage benutze ich die Straßenbahn). Wir waren schließlich auch auf dem Höhepunkt unserer Entwicklung: Eigene Wohnung abbezahlt, Ferienwohnung in Frankreich, jedes Jahr ein Gewinn von 50.000 und geplant waren hundert. In zehn Jahren würde ich Millionär sein. 

In seinem Roman »Es muss nicht immer Kaviar sein« hat Johannes Mario Simmel über seinen Helden Thomas Lieven geschrieben: »Er liebte das Leben und das Leben liebte ihn.« So ähnlich fühlte ich mich auch: Ich liebte das Leben und das Leben liebte mich. Was immer ich begann, es gelang mir. Schon meine Schul- bzw. Bildungslaufbahn war ein einziger Durchmarsch gewesen. Wo sich andere mit Grammatik und Rechnen herumquälten, flog mir alles zu. Ich wurde immer versetzt, hatte immer gute Noten.

Selbst meine Konfirmationsprüfung hatte ich ohne nennenswerte Vorkommnisse durchgezogen.

Die Führerscheinprüfung machte ich quasi beiläufig, zuvor hatte ich die wenigsten Fahrstunden absolviert, die überhaupt gestattet waren. Mein Abitur hatte ich locker bestanden und meine Examensprüfungen noch besser: fast alle mit »Eins«. Von jeher machte ich den besten Eindruck. Wo immer ich mit meinen Ideen auftauchte, bekam ich Beifall.

Als 12-Jähriger schon hatte ich einen »Raumpatrouille-Orion«-Film konzipiert, ein Drehbuch geschrieben und dafür die entsprechende Kulisse, den Kommandoraum der »Orion«, bereits in unserem Dachboden gebaut. Mit dem Drehbuch unterm Arm ging ich zur Redaktion von »Fix & Foxi« in Grünwald bei München und stellte mich dort vor, war anschließend noch lang mit ihr in brieflichem Kontakt.

Zur selben Zeit etwa oder gar davor brachte ich den Freundeskreis meiner Eltern zum Entzücken, wenn ich in ihrer Stammkneipe am Flughafen Sketche von Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier zum Besten gab – und besserte nebenbei mein Taschengeld auf, weil die Leute äußerst spendabel waren.

Mit 14 wurde ich Chef des Sozialistischen Schülerbundes, mit 16 Vorsitzender der Sozialistischen Jugend und Mitglied im Landesvorstand. Nebenbei gewann ich einen Karikaturisten-Wettbewerb und gab eine erfolgreiche Schülerzeitung heraus, war Chefredakteur, Artikelschreiber und Layouter in einer Person.

Nach dem Abi studierte ich ein Jahr an der Uni Heidelberg, machte nach meiner Rückkehr ins Ruhrgebiet eine beispiellose politische Karriere an der Uni Essen, wurde AStA-Vorsitzender, Mitglied des Bundesvorstandes und schließlich Senator an der Uni. Mit 15 hatte ich meine Unschuld an das hübscheste und begehrteste Mädchen meiner Heimatstadt verloren und mit 21 eroberte ich die schönste und begehrteste Frau an der Essener Uni, die zu der Zeit auch noch mit einem anderen liiert war. Wir heirateten, als ich 25 war und bekamen dann den süßesten Sohn der Welt.

In Sachen Grafik und Werbung begann meine Karriere ebenfalls früh und erfolgreich. Nachdem ich Grafiker beim Studentenmagazin „rote blätter“ gewesen war, ging der Rest fast von allein: Der Studentenverband und die weiteren Betriebe und Verlage im Partei-Umfeld hatten endlos Aufträge für mich: Plakate, Broschüren, Prospekte und Bücher. Beim Parteivorstand ging ich ein und aus, revolutionierte die Öffentlichkeitsarbeit – oder versuchte es zumindest und war auf dem besten Weg, ein neuer Willi Münzenberg zu werden.

Seit ich dann Werbung machte, flogen mir (und später uns) die Aufträge zu. Weil ich so gut war, kamen die Kunden wie von allein und das Geld floss aufs Konto, so dass ich bisweilen scherzte: »Das Konto ist voll, ich brauche ein neues.« Auch nach der Gründung meiner Werbeagentur änderte sich daran nichts, im Gegenteil: Schon bald hatten wir zehn Mitarbeiter und residierten auf zwei Etagen mit über 200 Quadratmetern. Alles lief, alles war gut.

Der Autor:

Michael Steinmann, Jahrgang 1954, ursprünglich Grafiker und ein alter Hase der Werbung, gründete mit 33 eine Werbeagentur, die in den Anfangsjahren außerordentlich erfolgreich war.

Und zwar so sehr, dass er glaubte, bald die »Frank-Schätzing-Rochade« vollziehen zu können und sich ganz auf die Schriftstellerei zu verlegen.

Dass und warum das misslang, hat er in seinem autobiografischen Roman über seine Erfahrungen in der Werbewelt und als Geschäftsführer einer Werbeagentur beschrieben: »6,66 Euro, die ganze Wahrheit über Werbung« handelt vom großen Selbstbetrug der Werber und ist ebenfalls bei Lesewuth erschienen.

Sein Hauptinteresse blieb aber immer die Science Fiction. Und so legt hier seinen Roman-Erstling von 1992 in überarbeiteter Neuauflage vor.

Steinmann ist verheiratet, hat einen Sohn, ist seit zwei Jahren stolzer Großvater und lebt aus diesem Grund seit Kurzem in Düsseldorf.

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